Image

Biodiversität in den Weinbergen des Kochertal

Nachhaltig biodivers

Das Projekt der Artenschutzmanagement gGmbH umfasst den Schutz, die Erfassung, den Erhalt und ausblickend die Erweiterung des natürlichen Lebensraumes für viele Insektengruppen, wie Wildbienen, Laufkäfer, Tagfalter und Arten, die auf der Roten Liste stehen. Brachliegende Weinberge und deren Begleitstrukturen, wie Steinriegel und Trockenmauern sind natürlicher Lebensraum zur Nahrungssuche und Eiablage oder als Larvenhabitat und für den Artenschutz, die damit verbundene Artenvielfalt und ein intaktes Ökosystem von großer Bedeutung.

“So wenig, wie möglich, so viel, wie nötig.”

Nur ein intaktes Ökosystem mit Artenreichtum in vielen Facetten ermöglicht auch nachhaltig gesunde Böden, ausgewogene Bewirtschaftung und gute Produkte für uns alle.


Im Kochertal, einem Gebiet im nördlichen Baden-Württemberg, wird seit Jahrhunderten Weinbau betrieben. Über viele Jahrzehnte wurden lose Steine in den Weinbergen zur Seite geräumt und zu mächtigen Steinhaufen aufgetürmt, sogenannte Steinriegel. Auf und in den Steinriegeln entwickelte sich eine bemerkenswerte Artenvielfalt, die bis heute nicht umfassend erforscht wurde.

Zu einem nachhaltig gesunden und intakten Ökosystem gehört ein Reichtum an Arten, für die zu bestimmen, die Artenschutzmanagement gGmbH das Projekt “Weinberge und Begleitstrukturen im Kochertal – Erweiterung und Freistellung von Steinriegeln” ins Leben gerufen hat und die Erwin-Warth-Stiftung als finanziellen Unterstützer gewinnen konnte.

„Es ist günstiger, die Natur jetzt zu schützen, als sie später zu reparieren.“


Die Artenschutzmanagement gGmbH besitzt im Kochertal Rebflächen und Begleitstrukturen, die vorrangig im Kernraum des landesweiten Biotopverbunds "trockene Standorte" liegen. Auf mehreren Parzellen sind Biotoptypen, Biotope (§32) Steinriegel und Trockenmauern als Kernflächen im landesweiten Biotopverbund gekennzeichnet. 

Dort ist auch das Vorkommen der Rote Liste (Kat. 1) Heuschreckenart Rotflügelige Ödlandschrecke kartiert, zu deren natürlichen Lebensräumen steinige Südhänge, wie beispielsweise Weinberge gehören. Durch den Verlust ihres Lebensraums, zum Beispiel durch Intensivierung der Nutzung von Weinbergen oder aber die Nutzungsaufgabe und der damit verbundenen Verbuschung, die zum Beispiel bei unterlassener Pflege entstehen kann, von steilen Hängen, Steinriegeln und Kiesgruben wird für diese bedrohte Heuschreckenart ein stetiger Rückgang verzeichnet. 

Für den Erhalt der Population konnten, u.a. mit finanzieller Unterstützung unserer Erwin-Warth-Stiftung, einige Steinriegel von Gehölzaufwuchs befreit werden. 

Die Maßnahmen sollen die Steinriegel in ihrer Funktion als hochwertiges Biotop und damit Lebensraum, Nahrungs‐ und Eiablage‐ oder Larvalhabitat für die vom Aussterben bedrohte Heuschreckenart, aber auch andere wärmeliebende Arten mit ähnlichen Lebensraumansprüchen erhalten. Es wurden aber auch andere Maßnahmen in den brachliegenden Weinbergen und den angrenzenden Flächen durchgeführt, die größtenteils zum Ziel hatten, dem Boden Nährstoffe zu entziehen und einen mageren, artenreichen Charakter der Flächen zu entwickeln - für ein intaktes und nachhaltiges Ökosystem.

„Unser Monitoring zeigt, dass die Steinriegel und umgebenden Weinbergbrachen ein großes Potential für eine Vielzahl an Arten haben, die auf diese warmen und strukturreichen Lebensräume angewiesenen sind.“


Kirsten Kindermann
Leiterin der Geschäftsstelle Artenschutzmanagement gGmbH



“Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie wir morgen leben.”


Ein intaktes Ökosystem macht uns alle reicher. Von besonderer Bedeutung für die Arbeit der Artenschutzmanagement gGmbH ist, neben der Erschaffung und Renaturierung brachliegender Nutzflächen die begleitende Arterfassung, die schon im April 2022 startete, um den „Nullzustand“ der Flächen zu erfassen und die ersten Entwicklungs- und Pflegemaßnahmen in ihrer Wirkung bewerten zu können. Hauptaugenmerk beim Monitoring wurde und wird auf die Insektengruppen der Wildbienen, Grabwespen, Zikaden, Laufkäfer, Tagfalter und Heuschrecken gelegt. Als Beibeobachtungen werden Totholzkäfer, Netzflügler und Vögel aufgenommen.

Die ersten Ergebnisse der Arterfassung zeigen, dass die Flächen in Ingelfingen großes Potential haben. Dieses Potential will ausgebaut werden, denn es gilt die Populationen zu stärken und weiterzuentwickeln. Die Ergebnisse der ersten Vegetationsaufnahme 2023 ergaben vorrangig verarmte Weinberg-Beikrautgessellschaften, hier wird versucht über optimale Bodenbearbeitung und entsprechendes Mahdregime die Pflanzengesellschaft artenreicher zu gestalten. Es konnten aber auch bereits Arten der Roten Liste dokumentiert werden – z. B. der Blaue Gauchheil und die gefährdete Orchideenart Helm-Knabenkraut.

Im Einklang mit den Zielen der Erwin-Warth-Stiftung

Die Erwin-Warth-Stiftung unterstützt die Artenschutz gGmbH bei ihren nachhaltig ausgelegten Projekten seit 2023. Wie wichtig es ist, das Ökosystem als Ganzes, einen funktionierenden Organismus, zu sehen zu welchem auch die Kleinsten einen entscheidenden Beitrag leisten und nur eine Artenvielfalt uns alle nachhaltig in einer gesunden Umwelt leben lässt - deckt sich mit dem Grundsatz der Stiftung - Wissen kann Arten retten. So sind weitere Projekte mit der Artenschutz gGmbH geplant, wie das Schaffen von Biotopen, das Monitoring der Arten, um die dadurch erwachsende Vielfalt und den Nutzen für das gesamte Pflegemanagement in den Weinbergen zu erkennen und zu fördern.

Die Artenschutz gGmbH kennenlernen